Im Land der Wassefälle

Der Milford Track im Fjordland Nationalpark ist einer der "bekanntesten und schönsten Wanderungen" die man in Neuseeland machen kann. In der Hochsaison muss man sich aber Monate vorher angemeldet haben um ihn überhaupt laufen zu dürfen. Und dann zahlt man mindestens 450$ nur für Unterkunft und zwei kurze Bootsfahrten, die man benötigt, um an den Anfang des Tracks zu kommen und am anderen Ende wieder abgeholt zu werden. Jedoch muss man sich in der Nebensaison nicht anmelden und die Übernachtungen kosten auch nur noch 1/10tel. Und mit einem kleinen Abendteuer lassen sich auch die kostspieligen Bootsfahrten umgehen:

Team 1 wollte den Milford Track in richtiger Richtung laufen und am ersten Tag mit Steigeisen und Eisaxt einen alpinen Pass überqueren, um an den eigentlich Start des Tracks zu kommen und so die erste Bootsfahrt zu umgehen. Team 2 sollte am Ende des Tracks, also am Milford Sound starten. Dieser Fjord musste aber auch überquert werden. Die Lösung: Aufblasbare Gummiboote aus dem Supermarkt. Beide sollten sich dann in der Mitte des Tracks treffen und Ausrüstung und die Schlüssel für die Autos austauschen. Team 1 kann dann die zurückgelassenen Boote verwenden und Team 2 beendet die Tour mit dem Abstecher über den Pass. So der Plan.

 

Wir fuhren mit den zwei Teams und je 5 Personen nach Te Anau und campten dort auf einem Schotterweg. Früh am nächsten Morgen gings dann zu unseren Startpunkten. Ich war im Team 2 mit den drei Kiwis Joe, Josh und Luke und mit dem Amerikaner Shane. Wir bekamen also die Boote und pumpten sie auf. Das dauerte alles läger als gedacht, da noch einige Löcher mit Superkleber und Tape gefickt und Fotos von den Bergen im Morgenlicht gemacht werden mussten. Die 3km lange Überfahrt ging dann aber besser als gedacht, auch mit Gegenströmung durch die Tide. Aber man fühlt sich doch etwas bescheuert, wenn man in kleinen Spielzeug-Gummibooten und beladen mit Rucksäcken über einen Fjord paddelt und von kopfschüttelnden Fischern beguckt wird. Nach der Überquerung des spiegelglatten Fjords versteckten wir die Boote und wanderten ca 18 km zur ersten Hütte, Dumpling Hut. Auf dem Weg gab es neben dem typischen Fjordland-Regenwald jede Menge spiegelglatte Seen und Wasserfälle zu bestaunen. Abends kam noch ein wunderbarer Mondaufgang hinzu. Das Wetter war den ganzen Tag über sonnenklar und fast wolkenlos (nicht ganz häufig im regenreichsten Gebiet Neuseelands). Die Nacht war aber ziemlich kalt, da wir den Ofen in der Hütte nicht anbekommen haben.

Am zweiten Tag regnete es dann wie aus Eimern und nach 7 Stunden wandern war auch die beste Regenjacke durchnässt. Damit der Inhalt des Rucksacks trocken bleibt (mit normalen Regenüberzügen für den Rucksack kommt man in NZ nicht weit), packt man alles in einen großen dicken Plastiksack, der dann in den Rucksack kommt. In diesen Säcken hatten wir auch unsere Ausrüstung für die Fjordüberquerung verpackt. Wegen des Regens haben wir nicht viele Fotos gemacht. Erstens, damit die Kamera trocken bleibt und zweitens, weil man eh nicht viel gesehen hat. Schade, denn die zweite Etappe ging über den 1100m hochen Mackinnon Pass und man hätte ohne Wolken sicherlich eine mega Aussicht gehabt. Wir machten aber noch einen extra Abstecher zu den Southerland Falls, dem höchsten Wasserfall des Landes mit 580m! Das ist schon ziemlich beeindruckend, besonders der starke Wind, der durch das fallende Wasser in Bewegung kommt. Nach ca. 17km und 1200 Höhenmetern kamen wir in der zweiten Hütte (Mintaro Hut) an und konnten unsere durchnässten Sachen am Feuer trocknen.

Team 1 kam später dazu und wir tauschten uns über die Erlebnisse bei der Fjord- bzw Passüberquerung aus. Team 1 hatte am ersten Tag insgesamt 13 Stunden gebraucht um über den Pass zur ersten Hütte zu kommen und war über 3 Stunden im Dunkeln unterwegs. Wir planten also den letzten Tag so früh wie möglich zu starten um noch im hellen den Track beenden zu können, da am Ende noch ein Fluss durchquert werden musste und wir das nicht im dunkeln machen wollten. Laut Team 1 war der Pass aber kaum verschneit und nur einige Stellen leicht vereist.

Das Wetter am dritten Tag war wieder wunderbar! Wir schliefen etwas länger, da die nächsten 17km leicht bergab verliefen. Das Wetter wurde besser und besser und wir entschieden die Rucksäcke vorerst in der Hütte zu lassen und zurück auf den Mackinnon Pass zu wandern um die verpasste Aussicht vom Vortag nachzuolen. Das andere Team war schon zwei Stunden vor uns aufgebrochen und wir machten noch Witze darüber, wie lustig es wäre, sie oben auf dem Pass wiederzutreffen. Nach nur 50 Minuten hatten wir die 550 Höhenmeter zurückgelegt und trafen auf das andere Team, das nicht schlecht aus der Wäsche guckte :D Nach einer halben Stunde Fotos machen liefen wir wieder zurück zur Hütte und machten uns auf die eigentliche Wanderung. Es ging die ganze Zeit durch ein schönes sonniges Tal mit unzähligen Wasserfällen an den Seiten, die duch den Regen vom Vortag gefüllt wurden.

Der Milford Track kann von "normalen" Wanderen gelaufen werden, die in einfachen Hütten übernachten und ihr eigenes Essen mitbringen. Wer zuviel Geld über hat kann aber auch eine geführte Tour mit Guide machen. Man übernachtet dann in Hotel-ähnlichen Hüttenanlagen mit Duschen und richtigen WC und Essensbuffet und das Gepäck wird einem auch noch hinterher getragen. Ein solche Anlage schauten wir uns zwischendurch noch an. Sie war aber geschlossen, da die Guided-Walks nur in der Hauptsaison stattfinden. Nunja, nicht ganz verschlossen, denn die Tür zur Speisekammer war auf...

Der Tag war dann doch ziemlich lang und wir waren froh als wir endlich an unserer letzten Hütte ankamen. Dann kochten wir, hatten dank der offenen Speisekammer ein leckeres Dessert und saßen gemütlich am Feuer.

Am nächsten Morgen klingelte schon um 4 der Wecker und nach kurzem Frühstücken machten wir uns auf den Weg zum Ende des Milford Tracks und zum Beginn des "Tracks" über Dore Pass. Der Morgen war sternenklar und es hat super viel Spaß gemacht im Dunkeln zu Wandern und die spiegelnden Sterne im Fluss zu sehen. Nach 1,5 Stunden und zum Sonnenaufgang erreichten wir den Pfad der uns 1200m bergauf zum Dore Pass bringen sollte. Nach ein paar Stunden über den gefrohrenen Hang erreichten wir mittags den Pass und gönnten uns eine etwas längere Mittagspause um den Ausblick zu genießen. Der Weg bergab dauerte eine halbe Ewigkeit, da es keinen Weg mehr gab und man immer wieder im Gebüsch landete und nach besseren "Wegen" suchen musste. Dann liefen wir noch ewig durch einen Buchenwald in dem es immer bergauf und bergab ging. Aber schließlich errichten wir das Flusstal und durchwateten den Fluss um zum Parkplatz zu kommen. Nach "nur" 9,5 Stunden hatten wir es also geschafft und es blieb noch Zeit für ein Abendessen in Gore und den Rückweg nach Dunedin. Auf dem Rückweg gab es noch tolle Wolkenformationen und einen beeindruckenden Mondaufgang. So riesig habe ich den Mond noch nie gesehen! Super Abschluss einer mega hammer geilen und super lustigen Wanderung durch Neuseelands schönste Landschaft!

Aussicht von Dore Pass
Aussicht von Dore Pass

 

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Laura (Samstag, 30 Juni 2012 04:16)

    Aber jetzt ruft erstmal 'Das Land der tausend Wattwürmer'! :D