Am letzten Sonntag bin ich per Anhalter nach Christchurch gefahren, um mich dort mit Kerry und Ian zu treffen. Kerry untersucht für ihre Doktorarbeit Rock Wrens (Felsschlüpfer, Xenicus gilviventris), eine alpine Vogelart, und deren Verbreitung und genetische Vielfalt. Dafür reist sie durch die ganze Südinsel und fängt und vermisst die Vögel, beringt sie und nimmt Blut ab.

Die Vögel sind relativ selten und leben in ziemlich abgelegen bergigen Gebieten in Geröllfeldern. D.h: Man muss eine Menge wandern, um sie zu finden. Und manchmal wandert man 3 Tage und findet nix...

Von Christchuch aus sind wir am Montag morgen Richtung Norden zu den Nelson Lakes gefahren. Die letzten 42 km gingen über holprige Schotterstraßen, auf denen Kerry gekonnt jedes Schlagloch und jeden Stein mitnahm. Keine Ahnung wie der alte Subaru schon über 230000 km geschafft hat.

Dann wanderten wir am erstag Tag etwa 27 km um möglichst nahe an die Stelle zu kommen, wo vor 3 Monaten mal zwei Vögel gesichtet wurden. Die Strecke verlief durch wunderschöne Tussock-Gras-Ebenen und Buchen- und Birkenwälder, die mich sehr an Schweden erinnert haben. Am Ende wurde es immer steiler und gerölliger und der Buchenwald wich Nadelwald bzw subalpinen Büschen.

Da Kerry und Ian seit 5 Monaten fast jede Woche unterwegs sind um Vögel zu fangen, legen sie besonders viel Wert auf die Ernährung. Wir hatten also Äpfel, Avocados, Zwiebeln und Knoblauch, Brot, Hummus, Tomaten, Salat, Tofu und vegetarische Würste, Nudeln und vieles mehr dabei, was bestimmt die Hälfte des Gepäckgewichts ausmachte. Gelohnt hat es sich dann aber schon.

Am zweiten Tag legten wir weniger Kilometer zurück, dafür aber etliche Höhenmeter. Das Camp für die zweite Nacht wurde auf etwa 1100 m errichtet. Dort waren wir schon über der Baumgrenze und die Landschaft bestand nur noch aus steilen Geröllfeldern, Felsen, Grasflächen und alpiner Vegetation. Leider muss man bei der Zeltplatzwahl immer einen Kompromiss aus Wasserversorgung, Windschutz (es war sehr kalt und windig) und einer ebenen Fläche finden. Diesmal entschieden wir uns für Wasser und Windschutz. Schlafen war also etwas gewöhnungsbedürftig.

Nach dem Zeltaufbau und Abladen des meisten Gepäcks wanderten wir weiter nach oben, um einige Geröllfelder um einen See herum abzusuchen. Die Landschaft war wiedermal super und die Aussicht der hammer! Leider wurden wir jedoch nicht fündig, sodass wir etwas frustriert und durchgefroren zu den Zelten zurückliefen. Das leckere Essen brachte aber alles wieder ins Lot.

Da für Donnerstag schlechtes Wetter angesagt war, wir nicht im Regen zurücklaufen wollten und nicht riskieren wollten, wegen des ansteigenden Wasserspiegels des Flusses in der Pampa festzusitzen, machten wir uns schon am Mittwoch auf den Rückweg. Diesmal über 30 km, dafür aber bei bestem Wetter. Nach einer halben Stunde Wandern sahen wir doch plötzlich zwei Rock Wrens auf einem Felsen sitzen. Sofort wurde ein Netz aufgebaut und versucht, die Vögel hineinzutreiben. Nach einer Stunde hatten wir das Weibchen, nach einer weiteren Stunde gaben wir auf, das Männchen zu bekommen. Kerry war trotzdem sehr zufrieden und so hatte der Fieldtrip doch noch einen wissenschaftlichen Sinn.

Nach 22 km Rückweg wurde ein steiler Anstieg mit 500 Höhenmetern nochmal zur Qual. Danach hatten wir es aber geschafft und konnten bei einsetzendem Nieselregen die Fahrt nach Christchuch antreten.

Kerry hat sich auf jedenfall ein ziemlich cooles Projekt ausgesucht ;-)