Dies und das...
Krass, jetzt sind es nur noch 2 Wochen, dann sind die Vorlesungen vorbei und die Examszeit beginnt. Da ich nur für ein Kurs ein Final Exam habe, hatte ich innerhalb des Semesters eine Menge zu tun. Und jetzt zum Ende hin heißt es auch noch mal reinklotzen. Drei Hausarbeiten habe ich jetzt hinter mir gebracht und noch gerade rechtzeitig abgegeben ;-). Heute noch ein Test (hab ich versemmelt), dann nächste Woche noch was abgeben, und zu guter letzt zwei Test, eine Präse und ein Lab-Report.
Was ich dabei festgestellt habe: Literature reviews sind der größte Mist! Ok, man lernt wirkliche eine Menge wenn man sich studenlang durch 'zig Journals quält. Aber "auf Zwang" mit einer Mindestanzahl zu zitierender wissenschaftlicher Puplikationen macht das ganze recht wenig Laune. Erst musste ich eine Idee ausformulieren, dann einen Übersichtsplan abgeben und nun bis zum 03.10. den eigentlichen Text abgeben. Zwischen den Sachen musste man immer auf die Korrektur und Feedback warten - und war nach zwei Wochen natürlich immer wieder raus aus dem Thema. Immerhin hab ich's jetzt halbwegs geschafft und kann mich ganz dem Labreport etc. widmen.
Und wer denkt, stumpfsinnige und zeitfressende Studentenbeschäftigungen kann sich nur ein Genetik-Prof aus Bremen ausdenken (die ISTABs wissen was ich meine), der irrt sich. Sowas macht eine Herpetologieprofessorin doch mit links!
So interessant ich meine Kurse auch finde, ab und zu ärgere ich mich, dass ich nicht einfach nur Erstjahreskurse genommen habe. Mensch, was man mit der freien Zeit alles hätte angangen können!
Das Wetter ist hier nach wie vor extrem. Letztens war ein super schöner, sonniger und warmer Tag, doch innerhalb von wenigen Minuten gab es einen heftigen Temperatursturz und Hagelkörner bis 1,5 cm Durchmesser vielen zu Boden! Ich konnte mir aber ein Schmunzeln nicht verkneifen, als ich fluchende Neuseeländer in kurzer Hose und barfuß durch die Eisklumpen stapfen sah. Hoffentlich wird es am Wochenende mal wieder sonniger damit ich mal wieder rauskomme und vielleicht die ein oder andere Wanderung in der Wellingtoner Umgebung machen kann.
Wobei ich jetzt auch wieder eine Menge Zeit in der Kletterhalle verbringen werde. Denn: Ich habe endlich KLETTERSCHUHE!!! Jaaaaa! "Frustrierend" ist nur, dass ich nun fast 2,5 Monate damit verbracht habe, Schuhe in Größe 47/48 zu finden und nun Schuhe in Größe 45,5 gekauft habe. Sie fallen zwar recht groß aus, sind aber trotzdem ziemlich eng, aber der Schmerz ist angenehm bzw. tolerierbar. Wer schonmal klettern war, weiß was ich meine :D Es ist aber auch erschreckend, wie viel Kraft und Übung man in 2,5 Monaten Kletterpause verliert. Ich hoffe das kommt schnell wieder!
Was so auffällt...
Auf der anderen Erdhalbkugel ist nicht nur der Jahreszeiten- und Tageszeitenablauf andersrum, sondern auch noch einige andere Sachen.
Klar, der Verkehr fährt auf der "faschen" Seite, was nach wie vor mehr als verwirrend ist. Jedenfalls, wenn man die Straße überqueren will. Ansonsten laufe ich schon oft ganz selbstverständlich auf der "falschen" Seite des Bürgersteiges. Total verwirrend ist es dann aber, wenn Leute entgegenkommen und nicht aus dem Weg gehen. Man muss erstmal wieder überlegen, ob man selber was falsch macht oder nicht.
Der zweite Punkt sind Schlösser. Es ist schon sehr verwirrend, den Schlüssel mit den Zacken nach oben ins Schloss zu stecken, ihn dann aber zum Auf- bzw. Abschließen in andere Richtung zu drehen als gewohnt, kostet schon überwindung und ich mache es grundsätzlich jedesmal falsch.
Mal schauen, was sonst noch so verkehrtherum ist...
Äußerst praktisch sind hingegen die Steckdosen, da sie alle über einen Schalter verfügen und keine zusätzliche Mulde für den Stecker benötigen, was platzsparend bei Steckdosenleisten ist. Außerdem gibt es hier Stecker, auf denen wiederum Schlitze für einen weiteren Stecker sind und man somit keine Steckdose verbraucht. Toll!
Entweder gibt es in neuseeländischen Supermärkten zu viele Mitarbeiter, oder in Deutschland entschieden zu wenige. Ich vermute letzteres. Es gibt sehr viele Kassen pro Markt, an denen meist zwei Mitarbeiter stehen: Einer zum scannen, der/die andere zum Einpacken der Sachen. Oft gibt es noch welche, die einem die kürzeste Schlange zeigen, oder sagen, wo man sich anstellen soll. Und dann wuseln natürlich noch viele Leute rum, die Einkaufswagen zurückbringen, Körbe einsammeln (die warten z.T. an der Kasse bis man ausgeladen hat und nehmen einem dann die Körbe aus der Hand...), oder Waren auffüllen. In NZ ist der Kunde noch König! Auch wenn man sich dadurch etwas unselbstständig fühlt.
Immer wieder seltsam, komisch, lustig und verwirrend ist der neuseeländische Dialekt. Erst brauchte ich einige Zeit, um ihn überhaupt zu erkennen und dann die "Regeln" zu verstehen. Im Grunde wird etwas nasal gesprochen, sodass aus einem "ä", wie es z.B. in ten (also zehn), Ben (der Name) oder sentence zu finden ist, wird ein "zu langes" "e": teen, Been, seentence. Doppelte oo's wie in cool oder school werden verkürzt, sodas man eher coll oder scholl ("skoll!") zu hören bekommt. O's werden im Extremfall zu einer Art e. Ich musste erstmal nachfragen, was denn bitte mit peester gemeint war: poster.
"Hey Been, how is' goin'?! Did you watch the Rugby Game at the feeen zonn?"
"No, worked on the peeester yeeesterday, it's pretty coll! let's meet et teen to finish it!"
"Jeee, sweet as bro! Catchu later!"
"Cheers!"
WG-Leben...
Scharfe Messer sind in 99% aller WGs nicht existent. Meine erste WG mit Lasse und Kontis WG gehören zu den raren 1 %, wobei Konti nicht in einer WG wohnte und das eigentlich nicht gilt. Ich erledige hier alles mit meinem CRKT, welches durch Flaschen- und Kokosnussöffnen zwar schon ein paar Narben hat, aber trotzdem mein bester Freund in der Küche ist. Und dank frisch bestelltem DC3 Schleifstein wird es auch scharf bleiben. Vielleicht gönn ich meinen Mitbewohnern ja auch mal einen neuen Schliff bei den WG-Messern...;-)
Und ich vermisse vernünftige Pfannen mit Beschichtung! Es wären aber auch schon weniger verkratzte luxeriös, oder welche ohne verbeultem Boden, sodass man sie gerade auf den Herd stellen kann... So ist das Kochen aber immer wieder ein Erlebnis und hat was von Campingurlaub.
Nach der Schutten-WG wird auch hier bewiesen: Männer sind sauberer als Frauen und räumen besser/öfter auf und waschen gründlicher/häufiger ab. Das lasse ich einfach mal so stehen.
Retro...
Ich weiß auch immernoch nicht so genau, was ich von dem Style der Neuseeländer halten soll. Es ist so eine Mischung aus allen Stilen, Modeerscheinungen und Trends der letzten 30 Jahre. Wobei der Schwerpunkt aber auf 80er bis 90er liegt.
Skateboarden scheint hier gerade voll Mode zu werden und viele laufen/fahren ganz hipp mit Longboards oder diesen alten Skateboards rum, wo nur die hintere Seite hochgebogen ist und das Board vorne leicht spitz zuläuft. Weiß nicht wie das heißt, ist bei uns aber bestimmt zeit 20 Jahren nicht mehr zu haben.
Und dann denkt man ja: Mensch, das Internet, da wird ja alles ruckzuck verbreitet und überall ist man auf dem gleichen Stand und Musik verbreitet sich bestimmt am schnellsten - kann man ja eh überall downloaden... . Aber nein: Auch bei Musik sind die Kiwis hinten an. Das stört mich aber meistens nicht, da mich Popmusik ja eh nicht vom Hocker haut. Stattdessen kann man hier noch in den Clubs zu Blues- und Ragtimemusik der 30er abgehen und den Songtext von "Oh When the Saints" mitgröhlen. :D Heute haben sie im Supermarkt ernsthaft Britney Spears und Safri Duo gespielt. Es kann also doch nerven ;-) Es hat mich auch beruhigt, dass die Kassierer darüber Witze gemacht haben, anstelle mitzusingen.
Der Unterschied zwischen Clubs und Bars ist hier auch nicht wirklich groß. Bars sind meistens zu wuselig und mit zu lauter Musik, sodass man sich nicht zum gemütlichen Biertrinken treffen kann, aber gehen auch nicht so sehr ab, als dass man eine große Party erwarten könnte. Bei Clubs ist es ähnlich, wobei hier zwar Musik und Party im Vordergrund steht, es jedoch auch wieder zu sehr Bar ist und viele Leute am Tresen stehen oder an Tischen rumsitzen. Musikstile werden in der Regel sehr stark vermischt, sodass man sich auch keine Rock-, Jazz-, House- oder Pop-Bar/Kneipe/Club aussuchen kann. Ok, House und Electro sind hier eh noch nicht wirklich angekommen.
Ein recht beliebter Bar-Club ist das Mighty Mighty. Es spiegelt aber auch etwas ironisch den "Entwicklungsstand" der neuseeländischen Club-Kneipen-Kultur wider. Die dort auftretenden Livebands sind alle mehr als merkwürdig und erinnern mich immer wieder an den Film Napoleon Dynamite. Langhaarige Typen die im Pullunder zu selbstprogrammierten Melodien aus der Jukebox performen, oder Bands, bei denen Gameboys als Musikinstrument Verwendung finden sind hier keine Raritäten, sondern gehören zum normalen Wochenende-Programm dazu.
Auffallend ist noch die große Anzahl an Straßenkünstlern, vor allem Musikanten, die einfach daran Spaß zu haben scheinen, öffentlich Musik zu machen oder Kunstücke vorzuführen. Neben vielen sehr guten und stadtbekannten Musikern wie Andy Blue (hier sieht man auch noch typische Kiwis im Hintergrund rumlaufen :D) oder King Homeboy gibt es aber auch welche, die es überhaupt nicht drauf haben. Manchmal sieht man auch Kinder, die lauthals am Singen sind, oder die ziemlich schief aber knuffig Weihnachtslieder auf der Geige spielen.
Ach und nochwas...
Letztens hatte ich mein erstes kleines Erdbeben :-) Das Zentrum war etwa 10 km entfernt von Wellington in 10 km Tiefe und hatte eine Stärke von 4,3 und eine Dauer von 1-2 Sekunden. Also nix dolles. Es hat halt kurz etwas gerüttelt und ich bekam ein breites Grinsen ins Gesicht und gleichzeitig etwas Bauchkribbeln. Man weiß ja nie was noch so kommt. Steven und Caroline waren auch grad in der WG, haben aber überhaupt nichts gemerkt. Es war eben nix dolles.
Rugby...
Ich weiß ja nicht ob das bei euch angekommen ist, aber im Moment findet in Neuseeland die Rugby-Weltmeisterschaft statt. D.h. alle spielen verrückt und wo es nur geht wird alles mit Rugby verbunden (vor allem in der Werbung). Zum Glück ist es nicht so übertrieben wie Fußball-Weltmeisterschaften. Man merkt, dass hier der Spaß und das Spiel im Vordergrund steht. Das gilt nicht nur für die Fans, sondern auch zwischen und innerhalb der Teams. Und da Rugby auch noch wesentlich actionreicher ist und es wirklich beeindruckend ist, wenn sich 30 130-kilo Männer gegenseitig umhauen (und das überleben), schaue ich mir hin und wieder auch mal ein Spiel an. Puplic-viewing imHafen hat mich aber etwas enttäuscht: Mal abgesehen das es ziemlich kalt war, blieb die Menschenmenge die meiste Zeit erschreckend still.
Zur Zeit sind etwa 100.000 Menschen zusätzlich in Neuseeland, nur für die Rugby-Weltmeisterschaft. 15.000 davon sind in Wellington, was sich ziemlich bemerkbar macht. Nicht nur an den überfüllten Fußgängerzonen mit Menschen in den unterschiedlichsten Trikots, sondern auch an den erhöhten Lebensmittelpreisen.
Dafür hat Neuseeland als Gastgeben aber auch eine mega-beeindruckende Eröffnungsfeier spendiert:
zum Schluss...
So langsam wird es Frühling und es wird wärmer. Man kann sogar nun auch als Deutscher in kurzen Hosen vor die Tür. Schönen Gruß damit erstmal an die, die in Norwegen oder Schweden sind! :D Bäume, die bis jetzt noch keine Blätter hatten, bekommen welche und immer mehr Pflanzen fangen an zu blühen.
Und Wie ich da so heute aus dem Fenster schaue, anstatt zu lernen, sehe ich doch tatsächlich einen knuffigen, bunten Papageinen auf dem Baum sitzen! Diesmal ist es eher kein Yellow- oder Red-Crowned Parakeet. Aber ehrlichgesagt habe ich keine Ahnung was das ist. Auf neuseeländischen Vogelseiten habe ich nichts vergleichbares gefunden. Vielleicht ist er ja irgendwo ausgebüchst. Oder hat jemand von den Vogelexperten eine Idee?
Er heißt Arthur und ich habe ihn beim Fotografieren mit Bonjour! begrüßt. Dank meiner profunden Sprachkenntnisse werde ich diesem edeln Geschöpf binnen kürze Französisch begebracht haben und euch dann neue spannende Papageien geschichten berichten!
Tom (Freitag, 30 September 2011 17:28)
haha, freu mich schon auf Schutten-WG mit dir!
Das sowohl das Schlossproblem, als auch das der Töpfe und Pfannen kann ich hier nur bestätigen! Allerdings gibt es für unsere Zimmertüren so Hotelplastikkarten die wenn man sie zerbricht, ich hab da erfahrung^^, 200 Kronen kosten. Das dumme ist die dinger sind so dünn das man sie einfach nur zerbrechen kann!
Kp was das für ein bunter Piepmatz ist! Wie sieht es den mit nem Prakikumsplatz aus? schon ne Idee?
Laura (Samstag, 01 Oktober 2011 18:28)
Boah, die Opening Ceremony fleeeesht! Genial!